Es war einmal …
… so beginnen viele Märchen, die Geschichten von früher, die allgemein bekannt sind. Die hierzulande und auch in anderen Kulturkreisen so, oder so ähnlich seit langer Zeit erzählt werden. Das Tamalan Theater hat sich spezialisiert auf Märchen – wir finden es spannend, dass nahezu jeder im Publikum irgend etwas mit den Geschichten verbindet. Das erzeugt eine Erwartung, gibt im Vorfeld der Aufführung Gesprächsstoff – oft auch generationsübergreifend – und wir haben die Möglichkeit, mit theatralischen Mitteln mit den Erwartungen des Publikums zu spielen, zu necken, zu überraschen.
Aber Märchen bieten uns noch mehr: Sie zeigen Begegnungen, Konflikte und Lösungswege, die zwar in der Geschichte passieren, die wir aber auch irgendwie aus unserem eigenen Leben kennen. Märchenforscher sprechen davon, dass die äußeren Gestalten der Märchen Bilder von inneren Konflikten sind. Dabei muss das gesprochene Wort nicht alles transportieren – im Theater können wir viel durch Mimik, Körpersprache, Nähe und Distanz für die Zuschauer bildlich machen.
Nähe? Mimik? In den letzten Monaten wurde Nähe tunlichst vermieden und die Mimik verdeckt. Elementare Anhaltspunkte für menschliche Kommunikation waren und sind nicht mehr verfügbar. Das ist besonders folgenschwer für Kinder, die üblicherweise nicht nur im Unterricht, sondern auch durch Spiel, durch Miteinander und Gruppenprozesse lernen. Statt Begegnung und Spiel haben sie nun Vorsicht und Distanz lernen müssen.
Umso mehr freuen wir uns, bei unseren Aufführungen wahre Begegnungen zu zeigen. Stimmungen, „vibes“ und nonverbale Kommunikation. Fratzen, die lachen, die weinen oder die wütend sind. Konflikte, die gelöst werden können und Schreckensbilder, über die man in der nächsten Szene lachen kann. Und daraus lernen. Denn Theater ist eine Metapher des Lebens.
So, wie es einmal war.